
Aktienmärkte
Aktienmärkte
Deutscher und europäischer Aktienmarkt
Die europäischen Aktienindizes werden seit Mitte Mai von dem vorherrschenden Optimismus der Marktakteure geprägt, dass die Konjunktur trotz aller Irritationen und Androhungen, die von der US-Zollpolitik ausgehen, weltweit nur begrenzten Schaden nimmt. Ferner scheinen – mit Blick auf die teils hohen Indexstände (DAX) – sich die europäischen Märkte an die Trump’schen Störfeuer zu gewöhnen, die von neuen Zollankündigungen ausgehen. Die Marktakteure nutzen aus Angst, nicht an späteren möglichen Kursgewinnen partizipieren zu können, Rücksetzer aus, um sich (neu) zu positionieren.
In der Berichtssaison zum ersten Quartal 2025 haben die DAX-Unternehmen mehrheitlich überzeugt. Insbesondere die Banken und die Software-Unternehmen haben mit ihren Gewinnen die Markterwartungen übertroffen, während Logistik und Technologie mit ihren Ergebnissen hinter den Erwartungen zurückblieben. Die operative EBIT-Marge auf Indexebene konnten die DAX-Konzerne im ersten Quartal leicht auf etwas über 12% ausweiten.
Allerdings sollte der Anleger diese Ergebnisse kritisch bewerten. Denn im Zeitraum der Berichtssaison zum ersten Quartal 2025 waren die Einfuhrzölle in die USA noch nicht wirksam. Vor dem Hintergrund der erratischen Zollpolitik und der damit verbundenen drohenden negativen Auswirkungen auf die Gewinne der exportlastigen deutschen DAX-Konzerne haben diese sich mit ihren Geschäftsausblicken sehr vorsichtig gezeigt. Hierbei fielen die Sektoren Konsumgüter, Automobil, und Chemie auf. Für die Betrachtung einzelner Branchen ist es entscheidend, wie hoch ihr Exportvolumen in die USA ist und wie stark Unternehmen auf die USA als Abnehmerland fokussiert sind. Bei einer hohen Konzentration der Exporte auf den US-Markt ist es schwierig, alternative Abnehmer in Drittstaaten zu finden.
Derweil befindet sich die laufende Dividendensaison in ihrer Spätphase. Die DAX-Dividendenrendite legte in den letzten Wochen zwar leicht zu, rangiert mit 3,1% im historischen Vergleich aber dennoch unter dem Durchschnitt. Dennoch: Die Tatsache, dass die Rendite trotz steigender Indexkurse anstieg, lässt darauf schließen, dass der Konsens seine Dividendenschätzungen peu à peu an die prognostizierten Gewinne der Unternehmen angleicht. Vor dem Hintergrund einer erwarteten, vermutlich leicht schwächeren Tendenz bis zum Herbst dürfte die Rendite in den kommenden Monaten nochmals etwas zulegen. Denn die Dividendenschätzungen präsentieren sich wesentlich stabiler als die Gewinnerwartungen und damit auch als die Aktienkurse.
Die Bewertung des DAX liegt auf Basis seines Kurs-Gewinn-Verhältnisses nach der Aufwärtsbewegung im vergangenen Monat mit 16,8x deutlich oberhalb des langfristigen Mittels von 13,0x und gilt somit als ambitioniert.
Indexprognose DZ BANK
Land | Index | aktuell |
Prognose 31.12.2025 |
Prognose 30.06.2026 | |||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Deutschland | DAX | VWDimage=http://gis.vwd.com/dzbank/boersenkompass/kurse?symm=DAX.ETR | 23.000 | 25.000 | |||
Europa | Euro Stoxx 50 | VWDimage=http://gis.vwd.com/dzbank/boersenkompass/kurse?symm=SX5E.DJX | 5.400 | 5.900 | |||
USA | S&P 500 | VWDimage=http://gis.vwd.com/dzbank/boersenkompass/kurse?symm=INX.SON | 5.700 | 6.300 |
Amerikanischer Aktienmarkt
Zwar liegt der S&P 500 im Vergleich zum Jahresbeginn geringfügig im Plus, er erfährt aber weiterhin Gegenwind von den persistenten US-Rezessionssorgen. Denn der anhaltende US-Zollstreit droht zum konjunkturellen Bumerang für die US-Wirtschaft zu werden. Bereits im ersten Quartal, als die Zölle noch nicht in Kraft getreten waren, ist das US-Bruttoinlandsprodukt leicht geschrumpft. Zumindest im Sommerquartal könnte sich die konjunkturelle Tristesse noch fortsetzen. Die für die tragende Säule der US-Wirtschaft, dem privaten Konsum, wichtigen Frühindikatoren wie das US-Verbrauchervertrauen haben sich zuletzt nur moderat von ihren Mehrjahrestiefs erholt. Die US-Bürger sind sehr verunsichert und sorgen sich teilweise darum, ihren Arbeitsplatz im Umfeld steigender Preise zu verlieren.
Der US-chinesische Handelskonflikt macht auch vor den US-Technologiekonzernen nicht Halt. So drohte Trump dem US-Konzern Apple Importsteuern in Höhe von 25% an, sollte das Unternehmen seine iPhone-Produktion nicht in die USA verlagern. Ferner hat offenbar der US-Präsident amerikanische Herstellern von Halbleiter-Designsoftware angewiesen, ihre Geschäfte mit chinesischen Kunden einzustellen. China verfügt über ein sehr hohe Marktmacht im Bereich Seltene Erden – und bestimmt entsprechend Zugang und Preise. Peking könnte diese Marktmacht als Verhandlungsbasis in den bilateralen US-chinesischen Gesprächen nutzen.
Rücksetzer am US-Aktienmarkt drohen nicht nur im Falle einer Verschärfung des US-chinesischen Handelsstreits, sondern sind auch mit Blick auf die ambitionierte Bewertung des S&P 500 zu erwarten. Das KGV liegt aktuell bei 22,8x und somit weit über seinem langfristigen Durchschnitt von 17,5x.
Fazit:
Die jüngste Verdoppelung der US-Zölle auf Aluminium und Stahl, Spannungen in den US-chinesischen Handelsgesprächen sowie wie die Tatsache, dass in den USA nun wohl der Supreme Court über die Rechtsmäßigkeit der US-Importzölle in letzter Instanz zu entscheiden hat, haben der Zuversicht der Marktakteure lediglich einen leichten Dämpfer verpasst. Erneute Rücksetzer drohen aber, sollte es zu keinen Deals zwischen den USA und anderen Staaten bis zum 9. Juli kommen. Eine volatile Seitwärtsbewegung im Bereich der aktuellen Niveaus dürfte vor diesem Hintergrund für die nächsten Wochen zu erwarten sein.
Im späteren Verlauf der zweiten Jahreshälfte dürfte in der Wahrnehmung der Marktteilnehmer wieder Platz für andere strukturelle Einflussfaktoren sein, darunter die für Anfang 2026 vorgesehenen US-Steuersenkungen sowie die ersten zarten Effekte der staatlichen Ausgabenprogramme für Verteidigung und Infrastruktur in Europa. Diese dürften den Boden für eine Jahresendrally und nachhaltig bessere Zeiten an den Aktienmärkten in Europa und den USA bereiten. Im Zuge der zu erwartenden Stimmungsaufhellung sehen wir den DAX bis Mitte 2026 bei 25.000 Punkten, den Euro Stoxx 50 bei 5.900 Zählern und den S&P 500 bei 6.300 Punkten.
Anlagemöglichkeiten:
Wir halten weiterhin Aktien von europäischen Rüstungsunternehmen für aussichtsreich, und ausgewählte deutsche Small- und Mid-Caps, die von einer für das kommende Jahr erwarteten Konjunkturerholung in Deutschland profitieren sollten. Gleichzeitig können in Aktien der EWU-Versicherer aufgelaufene Gewinne realisiert werden.
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