
Aktienmärkte
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Deutscher und europäischer Aktienmarkt
Beflügelt von marktseitig positiv aufgenommenen Quartalsbilanzen hat der DAX im Mai mit rund 16.330 Punkten ein neues Allzeithoch erreicht, ehe ihn die Debatte um die rechtzeitige Anhebung der US-Schuldenobergrenze bis auf 15.660 Zähler gedrückt hatte. Erleichtert über das Ausbleiben eines Government-Shutdowns stiegen Anfang Juni die europäischen Aktienindizes wieder an.
Die zu Ende gegangene Berichtssaison hat gezeigt, dass die hohe Inflation und die schwache Konjunktur zwar eine Belastung für viele Unternehmen darstellen. Steigenden Umsätzen standen häufig Volumenrückgänge und fallende Margengegenüber. Unternehmen mit einer hohen Preissetzungsmacht waren aber in der Lage, die gestiegenen Kosten an die Verbraucher weiterzugeben. Insgesamt ist es den Unternehmen allerdings erstaunlich gut gelungen, sich in dem schwierigen Umfeld zu behaupten. Ferner wurden die Ausblicke für 2023 meistbestätigt oder gar angehoben. In den Chefetagen wird mit einem nachlassenden Inflationsdruck und einer Erholung der Weltkonjunktur gerechnet. Unterstützt wird der positive Ausblick durch die spürbare Entspannung der Lieferketten.
Im Zuge der weitgehend erfreulich ausgefallenen Berichtsaison wurden die Gewinnerwartungen für den DAX innerhalb weniger Wochen für 2023 um 10% angehoben. Dies mag angesichts der Winterrezession in Deutschland auf dem ersten Blick überraschen. An dieser Stelle muss erneut klar unterschieden werden zwischen einem negativen realen Wirtschaftswachstum im deutschen Inland und den nominalen Gewinnen der international – und auch in bestimmten Segmenten – agierenden DAX-Unternehmen. Es sind die Endmärkte und Kundensegmente, die den Unterschied ausmachen.
Sowohl China als auch die USA gehören zu den Hauptabsatzmärkten der DAX-Unternehmen. China verzeichnete nach dem Ende der strengen Null-Covid-Politik im ersten Quartal 2023 ein hohes konsumgetriebenes Wirtschaftswachstum. Auch in den USA fiel das BIP-Wachstum aufgrund eines starken Arbeitsmarktes robust aus – allen Rezessionssorgen zum Trotz. So erwarten wir für 2023 in China ein reales Wirtschaftswachstum von 5,5%, in den USA ein moderates Plus von 0,8%. Zwar zeigen die Wirtschaftsindikatoren für das verarbeitende Gewerbe in diesen Regionen eher in Richtung Konjunkturabkühlung. Dennoch bestätigen europäische Hersteller von Automobilen, Luxusgütern und Sportartikeln derzeit eine gesunde Erholung der chinesischen Umsätze, auch wenn der starke Aufschwung aus dem ersten Quartal nicht über das gesamte Jahr fortführbar erscheint. Wichtig ist jedoch, dass die Konzerne ihren positiven Ausblick für die weitere Erholung des chinesischen Konsumverhaltens beibehalten, und genau das treibt die Gewinnerwartungen. Außerdem profitieren Banken von einem weiterhin hohen Zinsniveau. Unsere Jahresendziele für den DAX und den Euro Stoxx 50 lassen zwar nicht mehr viel Luft nach oben, den genannten Branchen trauen wir aber noch Potenzial zu.
Indexprognose DZ BANK
Land | Index | aktuell |
Kursziel 31.12.2023 |
Kursziel 30.06.2024 | |||
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Deutschland | DAX | VWDimage=http://gis.vwd.com/dzbank/boersenkompass/kurse?symm=DAX.ETR | 16.500 | 16.500 | |||
Europa | Euro Stoxx 50 | VWDimage=http://gis.vwd.com/dzbank/boersenkompass/kurse?symm=SX5E.DJX | 4.500 |
4.500 | |||
USA | S&P 500 | VWDimage=http://gis.vwd.com/dzbank/boersenkompass/kurse?symm=INX.SON | 4.300 | 4.400 |
Amerikanischer Aktienmarkt
Wieder einmal wurde eine drohende Zahlungsunfähigkeit der USA rechtzeitig vermieden. Die US-Aktienmärkte atmeten im Anschluss an die Einigung der Demokraten und Republikaner um die bis Anfang 2025 festgelegte temporäre Aussetzung der US-Schuldenobergrenze auf. Der S&P 500 stieg erneut über die 4.200-Punkte-Marke. Gleichzeitig performte der Nasdaq 100 in den vergangenen Wochen besser als der breit gefasste S&P 500. Zum einen werden die US-Tech-Werte in turbulenten Zeiten zumeist als sicherer Hafen gesucht, zum anderen profitierten die Tech-Konzerne von dem Hype um den Treiber rund um die Künstliche Intelligenz und die industrielle Transformation.
Eine drohende US-Rezession ist unter Ökonomen schon länger ausgemacht, auch wenn diese als immer milder prognostiziert wird und ihr Eintrittszeitpunkt immer weiter in die Zukunft verschoben wird. Egal, wie spät und wie mild, sie stellt eine permanente Unsicherheit für die überregionalen Aktienmärkte dar. Schließlich hängen US-Konzerne stark von ihrem Binnenmarkt ab, der gleichzeitig einen Hauptabsatzmarkt für die europäischen beziehungsweise die deutschen Exportweltmeister darstellt. Anstatt des Schreckens ohne Ende wäre der Eintritt einer US-Rezession endlich ein Ende mit einem – hinsichtlich des robusten Arbeitsmarkts – milden Schrecken. Einbußen bei der Wirtschaftsleistung würden zwar auch an den großen Aktiengesellschaften nicht spurlos vorübergehen, jedoch hätten Anleger endlich die Möglichkeit, unbeeindruckt nach vorn zu blicken und sich neu zu orientieren. Ein neuer Aufschwung könnte abdiskontiert beziehungsweise eingepreist werden, sodass die Kurse wieder steigen, insbesondere in den USA. In diesem Umfeld würden Zinserwartungen weiter sinken, was den US-Tech-Sektor und defensive Aktien zusätzlich unterstützen sollte.
Ein Risiko für die (US)-Aktienmärkte geht von der fragilen Entwicklung der US-Regionalbanken aus. Im aktuellen Marktumfeld mit hohen Zinsen und einer erwarteten Rezession in der zweiten Jahreshälfte kann in Bezug auf die Lage der US-Regionalbanken keine Entwarnung gegeben werden. Aufgrund der verfügbaren geldpolitischen Instrumente und der Möglichkeit, im Notfall eine rasche Umsetzung der Reform der Einlagensicherung zu realisieren, erscheint eine unkontrollierte Ausweitung der Krise auf das gesamte US-Bankensystem aber wenig wahrscheinlich. Die von manchen Marktteilnehmern befürchtete massive Zunahme von Ausfällen bei Gewerbeimmobilienkrediten dürfte sich auch nur materialisieren, wenn die Rezession schärfer als erwartet ausfallen sollte.
Fazit:
Aktienkurse auf beiden Seiten des Atlantiks konnten sich nach den Bankenturbulenzen zwar erholen. Dennoch besteht weiterhin ein Rest an Vertrauensvorbehalt in das (US-)Bankensystem. Ebenso ist das Makrorisiko Geldpolitik aufgrund der Inflationsentwicklung mit Blick auf den robusten US-Arbeitsmarkt weiterhin präsent. Der Ausblick für die Aktienmärkte auf beiden Seiten das Atlantiks bleibt mittelfristig verhalten optimistisch, solange die kritischen Punkte „China-Aufschwung, (US-)Zinspolitik und Bankenkrise“ nicht final geklärt sind. Die Erwartung einer milden US-Rezession dämpft jedoch die Sorgen der Anleger.
Anlagemöglichkeiten:
Anleger dürften in diesem rezessiven Umfeld zunächst auf weitere defensive Sektoren zurückgreifen. Je greifbarer der folgende Aufschwung dann käme, desto mehr würden auch zyklischere Branchen profitieren.
Hinweis: 1.) Wertentwicklungen von Finanzinstrumenten oder Finanzindizes in der Vergangenheit stellen keinen verlässlichen Indikator für künftige Wertentwicklungen dar. 2.) Soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, werden Wertentwicklungen 'brutto' angegeben, d.h. insbesondere ohne Berücksichtigung von Kosten, Gebühren, Provisionen und ggf. Steuern einer entsprechenden Investition. Dies bedeutet, dass eine tatsächlich erzielbare Rendite der Investition deshalb niedriger sein kann. 3.) Sofern Finanzinstrumente oder Finanzindizes in Fremdwährungen notieren, können Währungsschwankungen die Renditen in Euro positiv oder negativ beeinflussen. Zu den Details eventuell genannter Anlageempfehlungen, insbesondere auch zu den jeweils offenzulegenden Interessenkonflikten zu Emittenten, verweisen wir auf die jeweils aktuelle Research-Publikation zu diesen Emittenten sowie unsere Website www.dzbank.de/pflichtangaben