Konjunktur Deutschland

Konjunktur Deutschland

Trendwende der deutschen Wirtschaft (noch) nicht in Sicht

Die aktuelle Lage der deutschen Wirtschaft bleibt schwierig. Das zeigt der Blick auf die jüngsten Konjunkturindikatoren. Die Einzelhandelsumsätze sind erneut rückläufig, die Industrieproduktion schwächelt, die Auftragseingänge sinken, die Aktivität im Baugewerbe wird zunehmend durch das gestiegene Zinsumfeld gebremst und die Warenexporte verspüren Gegenwind. Auch die Unterneh­mensumfragen fielen zuletzt pessimistisch aus. Vor diesem Hintergrund ist es keine Überraschung, dass sich in der Umfrage des ZEW die Einschätzungen der Finanzmarktakteure zur aktuellen Konjunkturlage weiter deutlich eingetrübt haben und sich das pessimistische Konjunkturbild für Deutschland verfestigt hat.

 



Enttäuschende Konjunkturindikatoren zu Beginn des dritten Quartals
 

Die Auswirkungen der Schwächephase in China sind längst auch in Europa zu spüren. Die recht verhaltene Nachfrage bereitet der hiesigen Industrie große Sorgen, wobei Deutschland aufgrund der engen Handelsverflechtungen beson­ders betroffen ist. Strukturelle Probleme trüben die Konjunkturaussichten in Deutschland zusätzlich ein. Der schleppende Ausbau der Digitalisierung, die schwerfällige Bürokratie und der Fachkräftemangel sind nur einige der viel­fältigen Herausforderungen, die das Wirtschaftswachstum hierzulande hemmen.



Strukturelle Probleme trüben die Aussichten zusätzlich ein


Wir halten an unserer Prognose eines Rückgangs des Bruttoinlandsprodukts im laufenden Jahr in Höhe von 0,7% fest. Eine wirtschaftliche Erholung ist daher in den kommenden Quartalen vorerst nicht zu erwarten. Vielmehr dürfte sich die Schwächephase weiter fortsetzen und es ist mit rückläufigen Quartalser­geb­nisse zurechnen. Damit reduziert sich auch der Schwung, mit dem die Wirt­schaft in das kommende Jahr startet. Im Jahr 2024 dürfte das Wirtschafts­wachs­tum mit 0,5% daher etwas schwächer ausfallen als bislang prognostiziert.




Rezession in der zweiten Jahreshälfte 2023

Die Entwicklung der Verbraucherpreise erweist sich als hartnäckig. Im August ging die Inflationsrate nur geringfügig von 6,5% auf 6,4% zurück. Neben den hohen Nahrungsmittelpreisen sorgte die temporäre Einführung des 9-Euro-Tickets im Vorjahr zwischen Juni und August dieses Jahres für einen statistisch stärkeren Preisauftrieb bei den Dienstleistungen. Ab September fällt der Effekt des 9-Euro-Tickets weg und die Inflationsrate dürfte wieder stärker zurück­gehen. Allerdings werden die höheren Notierungen für Erdgas und Erdöl im Prognosezeitraum inflationstreibend wirken. Wir haben daher unsere Inflations­prognosen für 2023 (von 6,1% auf 6,4%) und 2024 (von 3,5% auf 3,7%) angehoben.


Basiseffekt aus dem Vorjahr sorgt für erhöhte Inflationsrate
 
 
 

Hohe Energiepreise stellen Aufwärtsrisiko für die Teuerung dar

Deutschland Konjunkturprognose

  2022 2023e 2024e
Bruttoinlandsprodukt 1,8 -0,7
0,5
Privater Verbrauch 3,9 -0,7 0,7
Staatsverbrauch 1,6 -2,2 2,2
Investition 0,2
0,5 0,7
Export 3,4
-0,3 1,8
Import 6,8 -1,1 2,6
Inflationsrate (HVPI) 8,7
6,4 3,7
Veränderung gegenüber Vorjahr in %; Quelle: DZ BANK