Konjunkturelles Umfeld

Konjunkturelles Umfeld

US-Wirtschaft wuchs stärker als erwartet – Chinas Wachstumsmotor stottert

Die EWU-Konjunktur ist im zweiten Quartal 2024 um 0,3% gewachsen. Umfra­gebasierte Stimmungsindikatoren aus dem Unternehmenslager zeigen jedoch, dass die verarbeitende Industrie weiterhin mit zahlreichen Belastungsfaktoren wie den hohen Zinsen, der verhaltenen Auslandsnachfrage und dem Fachkräfte­mangel sowie dem Bürokratieaufwand zu kämpfen hat.

 

 



EWU-Konjunktur wuchs moderat, Industrie bleibt Schwachpunkt

Gute Nachrichten gibt es jedoch von der Inflationsseite: Mit einem Anstieg von 2,2% gegenüber dem Vorjahr lag die Inflationsrate im Euroraum im August auf dem niedrigsten Stand seit 2021. Auch wenn die Kernrate ohne Lebensmittel- und Energiepreise mit 2,8% noch etwas höher liegt, dürfte dies die EZB-Wäh­rungshüter mittlerweile nicht mehr um den Schlaf bringen, da sich zuletzt auch gezeigt hat, dass die Tariflöhne als wichtiger Treiber der Kerninflation inzwi­schen weniger stark steigen.



EWU-Inflation ist dank Energie­preisen auf 2,2% gesunken

Auch jenseits des Atlantiks ist der jüngst veröffentlichte PCE-(Personal Con­sumption Expenditures-)Deflator mit 2,5% (J/J) inzwischen wieder auf ein mo-der­ates Niveau zurückgekehrt, das es der Fed erlaubt, ihren Leitzins zu senken. Derweil dürfte die US-Wirtschaft, die im zweiten Quartal annualisiert um 3,0% gewachsen ist, nur eine kurzfristige Schwäche­phase durchlaufen. Niedrigere Zinsen sollten dann den privaten Konsum stützen und der Bauwirtschaft unter die Arme greifen.

Auch US-Inflation weiter rückläufig
 

Zweite Schätzung führte zur positiven US-BIP-Revision

Die jüngsten Konjunkturdaten aus dem Reich der Mitte belegen, dass Chinas Wachstumsmotoren nach wie vor stottern: So zeigen sich die dortigen Frühindi­katoren in Form der Einkaufsmanagerindizes im August uneinheitlich. Auffallend ist die Schwäche im verarbeitenden Gewerbe, während der nicht-verarbeitende Sektor sich etwas erholte. Positiv ist, dass Peking dem in einer Krise befindlichen Immobiliensektor stützend unter die Arme greifen will.

Chinas Wachstumsmotoren stottern derzeit

Positive Einflussfaktoren Negative Einflussfaktoren

Leitzinssenkungen der EZB/Fed
Rohölpreis auf Jahressicht leicht aufwärts gerichtet
Höhere Nominallöhne stützen die Kaufkraft
Geopolitische Krisen/Kriege sorgen für Unsicherheit
Expansivere Fiskalpolitik in China/USA
Hohe Staatsverschuldung einiger Nationen
Globaler Handel gewinnt etwas an Dynamik

Zölle/Fragmentierung des internationalen Handels

Volkswirtschaftliche Rahmendaten USA

  Wirtschaftswachstum
(%J/J)
Verbraucherpreise
(%J/J)
Leistungsbilanzsaldo
(in % des BIP)
Budgetsaldo
(in % des BIP)
2023
2,5 4,1 -3,3 -7,5
2024e
2,4 3,0 -3,4 -6,2
2025e 1,8 2,6 -3,5 -6,6
Quelle: DZ BANK

Wachstumsraten wichtiger Wirtschaftsregionen

Volkswirtschaftliche Rahmendaten Euroland

 
  Wirtschaftswachstum
(%J/J)
Verbraucherpreise
(%J/J)
Leistungsbilanzsaldo
(in % des BIP)
Budgetsaldo
(in % des BIP)
2023 0,4 5,4 2,9 -3,6
2024e
0,7 2,5 2,1 -2,9
2025e 1,2 2,1 2,3 -2,6
Quelle: DZ BANK

Fazit:

Das Wachstumstempo in den USA hat sich im zweiten Quartal überraschend deutlich beschleunigt. Denn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im Frühjahr annualisiert um 3,0% zu. Zum Vergleich: Im ersten Quartal war das Wachstum mit 1,4% nur halb so hoch. Damit erweist sich die US-Wirtschaft trotz der Hoch­zinspolitik als robuster als erwartet.

 

Die konjunkturelle Erholung im Euroraum ist bereits wieder einer Seitwärts­bewegung gewichen. So blieb der Euro-Indikator der DZ BANK im August im Vergleich zum Vormonat unverändert auf seinem Niveau von 96,0 Punkten. Gegenüber dem Vorjahr liegt er um 0,8% höher. Hierbei macht sich das „Schwergewicht“ in Form der trägen deutschen Wirtschaft negativ bemerkbar. Die EWU-Konjunktur tritt insgesamt auf der Stelle – vielleicht vermag die EZB mit Zins­senkungen für neuen Schwung sorgen.

DZ BANK Euro-Indikator