Konjunkturelles Umfeld

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DZ BANK Euro-Indikator: Ausblick für die EWU trübt sich merklich ein

Die wirtschaftlichen Aussichten für die kommenden Monate haben sich im Euro-raum zuletzt merklich eingetrübt. Das zeigen die aktuellen Ergebnisse des Euro-Indikators der DZ BANK. Der Frühindikator für die EWU-Konjunktur ist im Mai um 0,8% gesunken, das ist der stärkste Rückgang seit Juli letzten Jahres.

Frühindikator für den Euroraum fällt zuletzt deutlich

Den stärksten negativen Impuls für den Euro-Indikator lieferten im abgelaufenen Monat die Indikatoren aus dem Industriebereich. Dabei sind die Produktionserwartungen im verarbeitenden Gewerbe gemäß der Umfrage im Auftrag der EU-Kommission im Mai sogar auf den tiefsten Stand seit dem Frühjahr 2020 gesunken, als die Corona-Krise den Kontinent lahmlegte. Auch die von S&P Global befragen Einkaufsmanager äußerten sich im Mai so negativ wie seit drei Jahren nicht mehr. Die Auftragseingänge gehen derzeit schneller zurück als die Produktion, was das Auftragspolster rasant schrumpfen lässt. Die Einkaufspreise der Unternehmen sinken und erstmals seit September 2020 wurden auch die Verkaufspreise wieder reduziert.

Daten aus dem Industriebereich schwach

Unterdessen hat die Erholung des Verbrauchervertrauens, das im Herbst 2022 vor dem Hintergrund der damals überschießenden Energiepreise seinen Tiefpunkt erreicht hatte, zuletzt an Schwung verloren. Die Erwartungen der Konsumenten im Hinblick sowohl auf die allgemeine Wirtschaftsentwicklung als auch auf ihre persönliche Finanzlage haben sich im Mai kaum verändert. Sie bleiben damit deutlich unter ihren langjährigen Mittelwerten, insbesondere die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen ist bei den Verbrauchern weiterhin nur sehr eingeschränkt vorhanden. Deutlicher Gegenwind für die Konjunktur kommt auch von der restriktiveren EZB-Politik, was sich beim Euro-Indikator vor allem beim realen Geldmengenwachstum niederschlägt. Das inflationsbereinigte Wachstum der Geldmenge M3 hat sich weiter verlangsamt, die Liquidität wird also knapper.

Verbrauchervertrauen hellte sich weiter auf
 
 
 
Gegenwind kommt zusehends von der restriktiveren EZB-Politik

Positive Einflussfaktoren Negative Einflussfaktoren

Entspannung der Lieferkettenproblematik
Geopolitische Krisen/ Ukraine-Krieg
Expansive Ausrichtung der Fiskalpolitik (China) Globale Geldpolitik wird zunehmend restriktiver
Inflationsdruck nimmt perspektivisch weiter ab Turbulenzen im US-Bankensektor
Corona-Pandemie ist endemisch geworden Steigende Staatsverschuldung in einigen Nationen

Volkswirtschaftliche Rahmendaten USA

  Wirtschaftswachstum
(%J/J)
Verbraucherpreise
(%J/J)
Leistungsbilanzsaldo
(in % des BIP)
Budgetsaldo
(in % des BIP)
2022
2,1 8,0 -3,7 -5,3
2023e
0,8 4,8 -3,0 -5,8
2024e 1,0 3,0 -2,8 -4,5
Quelle: DZ BANK

Volkswirtschaftliche Rahmendaten Euroland

 
  Wirtschaftswachstum
(%J/J)
Verbraucherpreise
(%J/J)
Leistungsbilanzsaldo
(in % des BIP)
Budgetsaldo
(in % des BIP)
2022 3,5 8,4 1,5 -3,6
2023e
0,6 6,2 1,7 -3,4
2024e 1,2 3,0 2,1 -2,4
Quelle: DZ BANK

Fazit:

Insgesamt deuten die jüngsten Konjunkturdaten wie die Einkaufsmanagerindizes und der DZ BANK Euro-Indikator darauf hin, dass sich die aktuelle Schwäche im Euroraum auch nach der Jahresmitte noch fortsetzen dürfte. Unterstützung liefert weiterhin der Dienstleistungsbereich, der noch von Nachholeffekten etwa bei Reisen und Restaurantbesuchen profitieren kann. Der Ausblick für Industrie und Bauwirtschaft ist jedoch angesichts der internationalen Nachfrageschwäche und des gestiegenen Zinsniveaus auch weiterhin sehr gedämpft.

 

Indes ist die hohe Verbraucherpreisinflation im Euroraum weiter rückläufig. Im Mai schwächte sie sich zunächst etwas deutlicher ab. Die Jahresrate sank von 7,0% auf 6,1%. Dies ist der niedrigste Wert seit Februar 2022. Der Rückgang ist vor allem auf den nachlassenden Preisdruck bei Energie und Nahrungsmitteln zurückzuführen. Aber auch die Kernrate, das heißt die Preisentwicklung bei Dienstleistungen und nicht-energetischen Industriegütern, hat sich weiter leicht abgeschwächt. Hierzu hat sicherlich auch die restriktivere Geldpolitik der EZB beigetragen. Das Kalkül der Notenbank ist es, die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen zu dämpfen und damit auch die Preisentwicklung zu bremsen.