
Konjunkturelles Umfeld
Konjunkturelles Umfeld
US-Zollpolitik: Trump gegen den Rest der Welt
Donald Trump hält die Welt in Atem: Erst verhängt der US-Präsident am sogenannten „Liberation Day“ weltumspannend „reziproke“ Zölle, die es in sich haben. Kaum ein Land, das nicht betroffen wäre. Zum Teil sollten die zusätzlichen Zölle bis an 50% heranreichen. Wenige Tage später stutzt er die hohen Zölle jedoch für fast alle Länder temporär auf 10% zurück, mutmaßlich aufgrund der heftigen Reaktion der Finanzmärkte. Der Schlagabtausch mit China dagegen eskaliert weiter. Beide Länder überziehen sich gegenseitig mit absurd hohen Vergeltungszöllen. Chinas Zolllast beträgt jetzt weit über 100%. Was bleibt, ist eine immer weiter steigende Verunsicherung. Auch das nun von Trump gewährte 90-tägige Moratorium für viele Zölle ist nur eine schwache Erleichterung, weil niemand weiß, ob und wann der US-Präsident seine Meinung ändert. Für unsere Prognosen unterstellen wir, dass die Zollbelastung für alle Länder außer China erst einmal niedriger bleibt. Trotzdem ist vor allem aufgrund der hohen Unsicherheit mit teils deutlichen Wachstumseinschnitten zu rechnen.
Hohe Unsicherheit in Zollfragen dämpft Weltwirtschaft
Die Inflationswirkungen der neuen US-Zölle dürften sich für die meisten Länder die Waage halten – bis auf ein Land: die USA selbst. Dort ist mit einem deutlichen Anstieg der Verbraucherpreise zu rechnen, der auch konjunkturelle Folgen haben dürfte. Die Hauptlast der Zölle werden somit wohl die Konsumenten in den USA tragen. Gegenzölle auf importierte US-Waren werden zwar auch bei den Handelspartnern eine preistreibende Wirkung entfalten. Solange die Maßnahmen jedoch punktuell bleiben, wie wir dies – wenn überhaupt – für Reaktionen der EU erwarten, sollten die Effekte begrenzt ausfallen. Gleichzeitig dürften die schwächere Konjunktur und ein etwas niedrigerer Ölpreis die Inflationswirkung dämpfen. Auch ein steigendes Angebot günstiger Importe aus Asien, die ursprünglich für den US-Markt gedacht waren, dürften den Verbraucherpreisanstieg in Schach halten. Insgesamt bleibt die Inflation jedoch auch in den meisten anderen Industrieländern erhöht.
Inflationseffekte der US-Zölle halten sich die Waage
Positive Einflussfaktoren | Negative Einflussfaktoren |
---|---|
Weitere Zinssenkungen der Fed/EZB | Turbulenzen an den Finanzmärkten |
Expansive Fiskalpolitik/Konjunkturprogramme | Steigende Staatsverschuldung (USA/China) |
Niedrigere Rohölpreise | Geopolitische Krisen/Kriege |
Bilaterale Handelsabkommen | Erratische US-Zollpolitik/Protektionismus |
Volkswirtschaftliche Rahmendaten USA
Wirtschaftswachstum (%J/J) |
Verbraucherpreise (%J/J) |
Leistungsbilanzsaldo (in % des BIP) |
Budgetsaldo (in % des BIP) |
|
---|---|---|---|---|
2024 |
2,8 | 3,0 | -3,9 | -8,2 |
2025e |
0,8 | 3,9 | -4,0 | -8,3 |
2026e | 2,1 | 3,0 | -3,5 | -8,5 |

Wachstumsraten wichtiger Wirtschaftsregionen
Volkswirtschaftliche Rahmendaten Euroland
Wirtschaftswachstum (%J/J) |
Verbraucherpreise (%J/J) |
Leistungsbilanzsaldo (in % des BIP) |
Budgetsaldo (in % des BIP) |
|
---|---|---|---|---|
2024 | 0,7 | 2,5 | 2,3 | -3,2 |
2025e |
0,4 | 2,3 | 2,1 | -3,0 |
2026e | 1,0 | 2,2 | 2,0 | -3,0 |
Fazit:
Donald Trump sorgt an den Finanzmärkten für eine immer weiter steigende Verunsicherung. Auch das nun von Trump gewährte 90-tägige Moratorium für viele Zölle ist nur eine schwache Erleichterung, weil niemand weiß, ob und wann der US-Präsident seine Meinung ändert. Auch wenn Präsident Trump seinen zollpolitischen Rundumschlag zuletzt deutlich zusammengestrichen hat – Wachstumseinbußen werden weltweit zu spüren sein. Die globale Konjunktur dürfte sich deutlich abkühlen. Das globale Wirtschaftswachstum wird 2025 und 2026 wohl nur bei jeweils 2,7% liegen.
Die Vorzeichen für eine Fortsetzung der konjunkturellen Erholung im Euroraum standen zumindest bis Ende März durchaus günstig. Das zeigen auch die Ergebnisse des Euro-Indikators der DZ BANK für den Monat März. Der Indikator ist im Vergleich zum Februar um 0,2% angestiegen und steht nun bei 97,4 Punkten. Damit liegt der Euro-Indikator 1,6% höher als vor Jahresfrist. Doch infolge des anhaltend erratischen Kurses in der US-Zollpolitik könnte der Indikator künftig einen Rückschlag künftig verbuchen.

DZ BANK Euro-Indikator