
Konjunkturelles Umfeld
Konjunkturelles Umfeld
Zollchaos im Stile von Donald Trump
Im Zentrum von Trumps Zollpolitik stehen die sogenannten „reziproken Zölle“, die der US-Präsident am „Liberation Day“, dem 2. April, verkündet hat. Auf fast alle Importe nahezu aller Handelspartner der USA kommen zusätzliche Zölle in Höhe von mindestens 10% („Basiszoll“). Überdies gibt es für etwa ein Drittel dieser Länder individuelle Zollsätze von bis zu 40% – je größer der Handelsüberschuss mit den USA, desto höher der Zoll. Während der Basiszoll seit Anfang April in Kraft ist, wurden die Länderzölle nur kurze Zeit nach der Ankündigung für 90 Tage wieder ausgesetzt. Dieses Moratorium, das am 7. Juli endet, soll für Verhandlungen genutzt werden. „Deals“ hat die US-Regierung bislang allerdings erst wenige geschlossen. Ein Abkommen mit Großbritannien gilt als Vorreiter.
Die Zollpolitik der USA steht mit dem Auslaufen des Moratoriums wieder im Fokus
Noch vor Einführung der reziproken Zölle hatte die US-Regierung am 12. März 25%ige Zölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte in Kraft treten lassen. Es folgten im April und Mai gleich hohe Zölle auf Autos und Autoteile. Diese Sektor-Zölle sind bislang nahezu uneingeschränkt in Kraft. Die Zölle auf Stahl und Aluminium wurden am 4. Juni sogar überraschend auf 50% verdoppelt. Ausnahmen gelten neben Großbritannien nur für Mexiko und Kanada.
Zölle auf Stahl und Aluminium wurden auf 50% verdoppelt
Der EU begegnet der US-Präsident mit einer generellen Skepsis, entsprechend schwierig gestalten sich trotz Fortschritten die Handelsgespräche. Der reziproke Zoll von insgesamt 20% gegen die EU ist derzeit zur Hälfte ausgesetzt. Die EU ist bereit, ein Handelsabkommen mit den USA zu akzeptieren, das einen allgemeinen Zollsatz von 10% auf viele Exporte der EU vorsieht. Allerdings verlangt sie von den USA, dass sie sich zu niedrigeren Zöllen auf Schlüsselsektoren wie Arzneimittel, Alkohol, Halbleiter und Verkehrsflugzeuge verpflichten. Die EU drängt die USA außerdem zu Quoten und Ausnahmeregelungen, um Washingtons 25%igen Zoll auf Autos und Autoteile sowie den 50%igen Zoll auf Stahl und Aluminium effektiv zu senken.
Forderungen der EU gegenüber den USA bei den Zollverhandlungen
Positive Einflussfaktoren | Negative Einflussfaktoren |
---|---|
Geldpolitik wird weiter gelockert |
Mittelfristig steigende Renditen an Anleihemärtken |
Expansive Fiskalpolitik/Konjunkturprogramme |
Steigende Staatsverschuldung (USA/China) |
Künstliche Intelligenz sorgt für Effizienzgewinne |
Geopolitische Krisen/Kriege |
Bilaterale Handelsabkommen | Erratische US-Zollpolitik/Protektionismus |
Volkswirtschaftliche Rahmendaten USA
Wirtschaftswachstum (%J/J) |
Verbraucherpreise (%J/J) |
Leistungsbilanzsaldo (in % des BIP) |
Budgetsaldo (in % des BIP) |
|
---|---|---|---|---|
2024 |
2,8 | 3,0 | -3,9 | -8,2 |
2025e |
1,4 | 3,1 | -4,4 | -8,3 |
2026e | 1,8 | 3,0 | -3,5 | -8,5 |

Wachstumsraten wichtiger Wirtschaftsregionen
Volkswirtschaftliche Rahmendaten Euroland
Wirtschaftswachstum (%J/J) |
Verbraucherpreise (%J/J) |
Leistungsbilanzsaldo (in % des BIP) |
Budgetsaldo (in % des BIP) |
|
---|---|---|---|---|
2024 | 0,8 | 2,5 | 2,3 | -3,1 |
2025e |
0,6 | 2,0 | 2,1 | -3,3 |
2026e | 1,0 | 2,1 | 2,0 | -3,2 |
Fazit:
Die Unsicherheit rund um die Zollpolitik der US-Regierung scheint die Konjunktur im Euroraum bislang noch nicht nachhaltig zu belasten. Nach einem Rückschlag im April, als die US-Einfuhrzölle kurzfristig auf enorme Höhen geschraubt worden waren, zeigt sich der Indikator im Mai schon wieder erholt. Dabei dürfte die dreimonatige Aussetzung der hohen reziproken Zölle für Erleichterung gesorgt haben.
Im Mai ist der Euro-Indikator im Vergleich zum Vormonat um 0,4% angestiegen, nach einem Minus von 0,2% im April. Der Indikator steht damit aktuell bei 97,7 Punkten, das entspricht einem Plus von 1,5% gegenüber dem Vorjahr.

DZ BANK Euro-Indikator