Konjunkturelles Umfeld

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Weltwirtschaft: Alles dreht sich um die Zölle

Während in den USA jetzt Gerichte darüber streiten, ob Trumps Zollpolitik überhaupt verfassungsgemäß ist, schlagen die jüngsten Zollkapriolen wieder hohe Wellen. Ende vorletzter Woche wurde aufgrund der stockenden Handelsgespräche zwischen der US-Seite und den EU-Vertretern von Präsident Trump ein Zollsatz von 50% „vorgeschlagen“, der bereits am 1. Juni verhängt werden sollte. Ein offenbar positiv verlaufenes Telefonat mit der EU-Kommissionspräsidentin hat den Europäern dann aber immerhin eine Schonfrist bis zum 9. Juli verschafft. Ende Mai ließ Trump verlauten, dass man die Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte in die USA vom 4. Juni an von 25% auf 50% erhöht, was auch geschehen ist. Zudem sorgte der Präsident mit der Behauptung für Aufruhr, China habe die Zoll-Vereinbarung „vollständig verletzt“, wobei dies auch China den USA vorwirft. Dennoch sollen Gespräche beider Staaten noch im Verlauf dieser Woche stattfinden.

 

 

 



Die Wirrungen im Zollkonflikt halten an

Anfang Juli läuft auch die 90-Tage-Frist aus, die am 9. April für die reziproken Zölle gegenüber den meisten Handelspartnern verhängt worden ist – jedenfalls für diejenigen, mit denen in der Zwischenzeit kein „Deal“ erzielt werden konnte. Selbst wenn es bei den 10%-Basiszoll bliebe und der hohe EU-Zoll nicht umgesetzt wird, beträgt der durchschnittliche Zollsatz auf US-Importe gut 15%. Das wäre ungefähr das Sechsfache des zu Jahresbeginn noch geltenden Zollsatzes von 2,3% und käme einer recht massiven Steuerer­höhung auf Vorleistungen und Konsumgüter gleich.

 

Dennoch sind die ökonomischen Auswirkungen bislang noch kaum sichtbar. Am ehesten ist die Verunsicherung in den Umfragen zum US-Verbrauchervertrauen abzulesen, wobei diese Indikatoren des Konsumklimas aber ohnehin in dem Ruf stehen, sehr volatil und wenig verlässlich zu sein. Inflation, Arbeitsmarkt und Konsumausgaben in den USA verlaufen bislang unauffällig. Kennzahlen zum globalen Containerumschlag stiegen zuletzt sogar.





Zölle kommen einer massiven Steuererhöhung gleich

 

 

 

 


Bislang sind kaum negative ökonomische Auswirkungen zu erkennen

Positive Einflussfaktoren Negative Einflussfaktoren

Weitere Zinssenkungen der Fed/EZB Mittelfristig steigende Renditen an Anleihemärtken
Expansive Fiskalpolitik/Konjunkturprogramme Steigende Staatsverschuldung (USA/China)
Künstliche Intelligenz sorgt für Effizienzgewinne

Geopolitische Krisen/Kriege
Bilaterale Handelsabkommen Erratische US-Zollpolitik/Protektionismus

Volkswirtschaftliche Rahmendaten USA

  Wirtschaftswachstum
(%J/J)
Verbraucherpreise
(%J/J)
Leistungsbilanzsaldo
(in % des BIP)
Budgetsaldo
(in % des BIP)
2024
2,8 3,0 -3,9 -8,2
2025e
1,0 3,6 -4,2 -8,3
2026e 2,1 2,8 -3,5 -8,5
Quellen: FactSet, DZ BANK

Wachstumsraten wichtiger Wirtschaftsregionen

Volkswirtschaftliche Rahmendaten Euroland

 
  Wirtschaftswachstum
(%J/J)
Verbraucherpreise
(%J/J)
Leistungsbilanzsaldo
(in % des BIP)
Budgetsaldo
(in % des BIP)
2024 0,7 2,5 2,3 -3,1
2025e
0,4 2,3 2,1 -3,3
2026e 1,0 2,2 2,0 -3,2
Quellen: FactSet, DZ BANK

Fazit:

Die Weltwirtschaft wird derzeit durch die von Donald Trump ausgelösten Zollkapriolen in Atem gehalten. Die Unsicherheit rund um die Zollpolitik der US-Regierung scheint die Konjunktur im Euroraum bislang aber noch nicht nach­haltig zu belasten. Darauf deutet jedenfalls die aktuelle Entwicklung des Euro-Indikators der DZ BANK hin. Nach einem Rückschlag im April, als die US-Einfuhrzölle kurzfristig auf enorme Höhen geschraubt worden waren, zeigt sich der Indikator im Mai schon wieder erholt. Dabei dürfte die Dreimonatige Aussetzung der hohen reziproken Zölle für Erleichterung gesorgt haben.

 

Im Mai ist der Euro-Indikator im Vergleich zum Vormonat um 0,4% angestiegen, nach einem Minus von 0,2% im April. Der Indikator steht damit aktuell bei 97,7 Punkten, das entspricht einem Plus von 1,5% gegenüber dem Vorjahr. Von Seiten der Geldpolitik kommt weiterhin Unterstützung für die Konjunktur im Euroraum. Aber sowohl das Industrie- als auch das Verbrauchervertrauen liegen weiterhin auf vergleichsweise niedrigem Niveau.

DZ BANK Euro-Indikator