
Rentenmärkte
Rentenmärkte
US-Rentenmarkt
Aufgrund der Sorgen vor einer drohenden Zahlungsunfähigkeit der USA gerieten in der zweiten Mai-Hälfte die Kurse der US-Staatsanleihen zeitweise deutlich unter Druck. Die Differenz zu den Pendants aus der Eurozone weitete sich vorübergehend deutlich aus. Nachdem der Government shutdown abgewendet wurde, widmen sich die Marktteilnehmer wieder dem Thema „Pause im Zinszyklus der Fed?“. Während Frühindikatoren aus der Industrie und das Verbrauchervertrauen enttäuschten, zeigt sich der US-Arbeitsmarkt weiter in robuster Verfassung.
Die zu erwartende Abkühlung der US-Wirtschaft sollte unseres Erachtens mit einer gewissen Entspannung am derzeit engen Arbeitsmarkt einhergehen, sodass die Aufwärtsrisiken für die Inflationsrate abnehmen dürften. Die US-Notenbank wird in diesem Zusammenhang wird vor einer weiteren Zinsanhebung aller Voraussicht nach absehen. Erste Zinssenkungen erwarten wir im Verbund niedrigerer Inflationsraten in der ersten Hälfte des kommenden Jahres. Die US-Kapitalmarktrenditen dürften dann leicht zurückgehen.
Euro-Rentenmarkt
In den zurückliegenden Wochen war eine volatile Seitwärtsbewegung am Euro-Rentenmarkt vorherrschend. Während die Vorgaben aus den USA (Diskussion um eine rechtzeitige Anhebung der Schuldenobergrenze und ein robuster Arbeitsmarkt) für gewissen Aufwärtsdruck bei den Bund-Renditen sorgten, ging von einem unerwartet deutlichen Rückgang der EWU-Inflationsrate eine leichte Entspannung aus.
Der unterliegende Inflationsdruck, gemessen anhand der Kerninflationsrate, liegt in der Eurozone weiterhin auf einem viel zu hohen Niveau. Insbesondere der Lohnanstieg könnte zu einer hartnäckig ausgeprägten Kerninflationsrate beitragen. Für die Notenbanker dürfte dies eine untragbare Situation sein, sodass sie die Leitzinsen nochmals anheben werden. Wir erwarten zwei Leitzinserhöhungen von jeweils 25 Basispunkten auf den nächsten Sitzungen im Juni/Juli.
Dass die EZB aller Voraussicht nach im dritten Quartal 2023 ihren Hochpunkt im Zinserhöhungszyklus erreicht haben sollte, dürfte sich am Kapitalmarkt bemerkbar machen. Der Renditeanstieg zehnjähriger Bundesanleihen sollte in diesem Zusammenhang ausklingen. Wir erwarten bis zum Jahresende eher eine volatile Seitwärtsbewegung um die Marke von 2,50% und weniger einen klaren Trend. Im kommenden Jahr dürften aufkommende Leitzinssenkungsfantasien die Bund-Renditen (zehn Jahre) leicht drücken.
Fazit
Kurzfristig dominiert in Anbetracht des noch fortgeführten EZB-Zinserhöhungszyklus das Risiko für leichte Kursverluste an den Staatsanleihemärkten. Ruft die EZB das Ende des Zyklus aus, sollte sich eine freundlichere Kapitalmarkttendenz etablieren.
Anlagemöglichkeiten
Floater und Anleihen kürzerer Laufzeiten sind im Umfeld weiterer, wenngleich moderater, Zinserhöhungen längeren Laufzeiten europäischer Staatsanleihen vorzuziehen. Staatsanleihen sollten in einem Anleiheportfolio weiter untergewichtet werden.
Zinsprognose vom 11. Mai 2023
06.06.2023 |
+3 Monate | +6 Monate | +12 Monate | 31.12.2023 | |
---|---|---|---|---|---|
Refi-Satz | 3,75 | 4,25 | 4,25 | 4,25 | 4,25 |
EZB-Einlagezinssatz |
3,25 | 3,75 | 3,75 | 3,75 | 3,75 |
3-Monats-Euribor | 3,48 | 3,80 | 3,80 | 2,40 | 3,80 |
10 Jahre | 2,37 | 2,50 | 2,50 | 2,40 | 2,50 |
Vereinigte Staaten | |||||
Fed-Funds-Target | 5,00-5,25 | 5,00-5,25 |
5,00-5,25 | 4,50-4,75 |
5,00-5,25 |
10 J. Treasuries | 3,69 | 3,60 | 3,60 | 3,40 | 3,60 |
Hinweis: 1.) Wertentwicklungen von Finanzinstrumenten oder Finanzindizes in der Vergangenheit stellen keinen verlässlichen Indikator für künftige Wertentwicklungen dar. 2.) Soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, werden Wertentwicklungen 'brutto' angegeben, d.h. insbesondere ohne Berücksichtigung von Kosten, Gebühren, Provisionen und ggf. Steuern einer entsprechenden Investition. Dies bedeutet, dass eine tatsächlich erzielbare Rendite der Investition deshalb niedriger sein kann. 3.) Sofern Finanzinstrumente oder Finanzindizes in Fremdwährungen notieren, können Währungsschwankungen die Renditen in Euro positiv oder negativ beeinflussen. Zu den Details eventuell genannter Anlageempfehlungen, insbesondere auch zu den jeweils offenzulegenden Interessenkonflikten zu Emittenten, verweisen wir auf die jeweils aktuelle Research-Publikation zu diesen Emittenten sowie unsere Website www.dzbank.de/pflichtangaben