Im Blickpunkt
Im Blickpunkt
Robuster Welthandel? KI-Boom und Zolleffekte
Unlängst korrigierte die Welthandelsorganisation (WTO) die Prognose für das Welthandelsvolumen für das Jahr 2025 auf 2,4% nach oben. Die Triebfedern konzentrieren sich dabei auf zwei Säulen: massive Vorzieheffekte (Frontloading) in Nordamerika vor den Zollerhöhungen sowie eine hohe Nachfrage nach Produkten mit Bezug zur Künstlichen Intelligenz (KI). Ange-sichts einer absehbar nachlassenden Wirkung des Frontloading-Effekts auf den Welthandel stellt sich die Frage, ob der Boom mit KI-Gütern nachhaltig ist und sich als zweite Exportsäule etablieren kann. Dazu gibt es im Wesentlichen fünf begrenzende Faktoren, die den weiteren Verlauf entscheidend beeinflussen werden.
KI-Boom und US-Zoll-bedingte Vorzieheffekte prägen den Welthandel im
Jahr 2025
Fünf begrenzende Faktoren
Zwar nehmen die geplanten Investitionen in die KI-Infrastruktur und deren Nutzung bis 2026 weiter zu, allerdings mit Anzeichen moderaterer Zuwächse gegenüber 2025. Von entscheidender Bedeutung ist die Breite der „Use Cases“ jenseits des KI-Trainingsbooms, also produktive Anwendungen in Unternehmen, auf Endgeräten und in der Verwaltung.
1. Die Nachfrage nach KI-Dienstleistungen ist weiterhin hoch
Im bisherigen Jahr wurden die Auslieferungen von „HBM-Speicher“ (High Bandwidth Memory) und „Advanced Packaging“ gebremst. Damit sind besonders schnelle Speicher- und Chiptechnologien gemeint, die extrem hohe Datenraten verarbeiten können. Dies ist für KI-Modelle essenziell, da diese gleichzeitig Millionen Parameter in kurzer Zeit verarbeiten müssen. Die wichtigsten Unternehmen dieser Branche melden, dass ihre Produktion an der Kapazitäts-grenze liegt. Im Jahr 2026 sollte sich die Engpasssituation jedoch etwas abmil-dern. Andererseits steigt mit jeder Kapazitätserweiterung auch das Risiko von Überkapazitäten, sollte die Nachfrage nicht Schritt halten.
2. Angebotsengpässe bei „HBM-Speicher“ und „Advanced Packaging“
Die Internationale Energieagentur (IEA) erwartet, dass sich der Strombedarf von Rechenzentren bis zum Jahr 2030 auf rund 945 Terawattstunden (TWh) mehr als verdoppeln wird. Die US-amerikanische Energy Information Administration (EIA) prognostiziert für die Jahre 2025 und 2026 einen Rekordstromverbrauch in den USA. In seinem Ressourcenadäquanz-Bericht warnt das US-Energieministerium, dass das Stromnetz und die Genehmigungsverfahren mit dem Tempo der KI-Entwicklung nicht Schritt halten können. Dies birgt das Risiko höherer Strompreise und einer verzögerten Inbetriebnahme von KI-Rechenzentren
3. Energie und Netze als harte Grenze
In der EU greift seit Februar 2025 stufenweise der „AI Act“, der die Anwendung Künstlicher Intelligenz regulieren soll. Bereits im Dezember 2024 wurden durch die USA die Exportkontrollen für bestimmte KI-relevante Halbleiter nach China deutlich verschärft. Damit werden einerseits planbare Grenzen eingezogen, wie im Beispiel der EU. Es entstehen jedoch auch neue Hürden und Transaktionskosten.
4. Regulierung und Handelspolitik
Das Potenzial für KI-Anwendungen ist groß. Bisher ist deren Breitenwirkung jedoch noch begrenzt. Die Umstellung der Unternehmensprozesse, die Umschulung der Mitarbeitenden sowie die Verbesserung der Datenqualität und der Anwendungen benötigen Zeit, um produktionsreif zu werden. Gelingt die Überführung von KI-Anwendungen aus der Experimentierphase in den Alltag, könnte jedoch eine nachhaltige Nachfrage entstehen. Mittel- und langfristig sind dann in der Wirtschaft Produktivitätsgewinne wahrscheinlich.
5. Mittel- und langfristig sind Produktivitätsgewinne zu erwarten