Im Blickpunkt

Im Blickpunkt

Was bringen mehr Aktien für den Geldvermögensaufbau?

Nicht nur der DAX, auch andere Aktienmärkte verzeichneten im bisherigen Jahres­verlauf kräftige Kursgewinne und neue Rekordmarken. Gleichzeitig gibt es immer noch einen gewaltigen Geldanlagestau bei den privaten Haushalten in Deutschland. Fast 2,2 Bio. Euro oder 23,4% des Geldvermögens sind in Form von Sicht­einlagen oder Bargeld zwischengeparkt – meist auf dem Girokonto. Das klingt nach einer verpassten Chance.

 

 



Haben die Privathaushalte sich eine Chance entgehen lassen?

Wie stark hätten Aktienkursgewinne zum Vermögensaufbau beitragen können, wenn die hohe Ersparnis während der Niedrigzinsphase nicht vor allem auf den Girokonten gelandet wäre, sondern stärker in Aktien? Um das abzuschätzen, haben wir eine Simulationsrechnung durchgeführt unter der Annahme, dass die Haushalte ab dem Jahr 2011 immer nur so viel Geldvermögensbildung in Sichteinlagen und Bargeld fließen lassen, dass ein Liquiditätspuffer von genau vier Netto-Monatseinkommen vorgehalten wird. Den Rest der sehr hohen Li­quidität, die in der Realität aufgebaut wurde, haben die Experten in unserer Si­mulationsrechnung regelmäßig konsequent in den Neukauf von Aktien inves­tiert.

Wir haben eine Simulationsrechnung durchgeführt


Was bedeutet das nun für den Vermögensaufbau? Tatsächlich weist unser Modell in der Anfangsphase mehrere Quartale auf, in denen das private Geld­vermögen durch Kurseinbußen bei Aktien etwas langsamer wuchs als in der Realität. Über einen längeren Zeitraum vermehrt sich das Geldvermögen mit einem höheren Aktienanteil jedoch nachhaltig deutlich besser. Wuchs das private Geldvermögen von Anfang 2011 bis Mitte 2024 in der Realität um 4,6 Bio. Euro auf 9,2 Bio. Euro, errechnet sich in unserem Modell ein Zuwachs um 5,3 Bio. Euro auf 9,9 Bio. Euro.



Mit mehr Aktien wäre das Geldvermögen deutlicher gestiegen


Wie ist diese Simulationsrechnung einzuordnen und zu bewerten? Einerseits sind Annahmen wie der hohe Liquiditätspuffer von vier Monats­gehältern oder ein Startzeitpunkt, als sich die Aktienkurse nach ihrem Einbruch in der Finanz­marktkrise bereits wieder erholt hatten, eher vorsichtig gewählt. Bei anderen Annahmen könnte das Geldvermögensplus durch einen höheren Aktienanteil leicht noch größer ausfallen. Andererseits wirkt das angenommene Anlage­verhalten, nur einen fixen Liquiditätspuffer vorzuhalten und die restliche Liquidi­tät in Aktien zu investieren, für einen Teil der Haushalte realitätsfern. Das betrifft zum Beispiel Menschen mit niedrigen Einkommen, ältere Personen, für die der Anlagehorizont von Aktien zu lang ist, oder Haushalte, die eine große Anschaf­fung planen. Außerdem stellt sich die Frage, ob der Markt tatsächlich in der Lage wäre, die sehr hohe einmalige Nachfrage nach Aktien zu Beginn ihrer Simulationsrechnung zu bedienen.

Einordnung und Bewertung der Simulationsrechnung

 

Wichtiger als der Blick zurück, als sich während der Niedrigzinsphase der Geld­anlagestau aufbaute und Chancen für einen dynamischeren Geld­vermö­gens­aufbau verpasst wurden, ist aber der Blick nach vorn: Die privaten Haushalte verfügen immer noch über mehr als 2 Bio. Euro liquide Mittel in Form von Sichteinlagen oder Bargeld. Ein Großteil dieses gewaltigen Geldanlagestaus findet auf Girokonten statt. Das eröffnet vielen Haushalten je nach individueller Situation die Möglichkeit, mehr Mittel nach und nach in zusätzliche Aktien oder Aktienfonds umzuschichten, ohne andere Anlageformen wie Einlagen oder Rentenpapiere zu vernachlässigen und trotzdem großzügige Liquiditätspuffer vorzuhalten.


Privathaushalte verfügen immer noch über mehr als 2 Bio. Euro an liquiden Mittel