Zwei Personen in formeller Kleidung, scheinbar in einer angeregten Diskussion oder einem Meeting, wirken konzentriert und zeigen möglicherweise auf etwas außerhalb des Bildes.

Im Blickpunkt

Im Blickpunkt

Die EZB sieht sich geldpolitisch gut positioniert

Wie erwartet haben die europäischen Währungshüter auf ihrer September-Sitzung beschlossen, ihre geldpolitische Pause zu verlängern. Somit bleibt der Einlagesatz bei 2%. Die Währungshüter scheinen sich mit ihrer aktuellen geldpolitischen Positionierung wohlzufühlen. Zugleich betonte Notenbankchefin Lagarde jedoch, dass man sich nicht auf einen bestimmten Zinspfad festgelegt habe und den geldpolitischen Kurs weiterhin von Sitzung zu Sitzung und in Abhängigkeit der Datenlage anpassen werde.

 

 

 



EZB setzte am 11. September ihre Pause im Zinssenkungszyklus fort


Auch wenn die Marktakteure mit Blick auf die Overnight-Index-Swaps nun an einer weiteren Zinssenkung noch in diesem Jahr zweifeln, bleibt die Tür für einen solchen Lockerungsschritt unserer Einschätzung nach weiterhin einen Spalt geöffnet. Denn die zu erwartende milde disinflationäre Tendenz dürfte den „Tauben” im EZB-Rat perspektivisch neuen Rücken­wind verleihen. Ein letzter Lockerungsschritt sollte auch dazu die­nen, die sich anbah­nende konjunkturelle Belebung im Euroraum abzu­sichern. Mit 1,75% läge der Einlagesatz am unteren Rand des geld­politisch neutralen Bereichs, bei dem die Geldpolitik weder stimulierend noch bremsend auf die Wirtschaft wirkt. Damit dürfte der Zinssenkungsspiel­raum dann aber gänzlich ausgereizt sein.

Zinssenkungserwartungen des Marktes haben sich zurückgebildet
 
 
 
Wir erwarten eine letzte Zinssenkung im vierten Quartal 2025

Im Hinblick auf die Projektionen zur Inflationsentwicklung wurden nur mar­ginale Änderungen vorgenommen. Mit Blick auf das kommende Jahr skiz­zieren diese weiterhin einen Rutsch unter die 2%-Zielmarke. Im Rahmen der Pressekonferenz betonte EZB-Chefin Lagarde zugleich, dass der Inflations­ausblick von ungewohnter Unsicherheit geprägt sei, ohne näher darauf ein­zugehen, inwieweit die Auf- oder Abwärtsrisiken überwiegen.

EWU-Inflation könnte in den kom­menden Monaten unter die 2%-Marke fallen


Die konjunkturellen Perspektiven für das laufende Jahr werden von den Mitar­beitern des EZB-Stabes im Vergleich zu den vorherigen Projektionen etwas positiver beurteilt. So wurde das BIP-Wachstum für 2025 um 0,3 Pro­zentpunkte auf 1,2% nach oben korrigiert. Der Ausblick für die weiteren Projek­tions­hori­zonte (2026/2027) blieb nahezu unverändert. Notenbankchefin La­garde hatte bereits in den vergangenen Wochen darauf hingewiesen, dass sich die ge­samteuropäische Konjunktur trotz der Zollturbulenzen als vergleichsweise widerstandsfähig erweist. Die Notenbank betrachtet die Risiken für den Wachs­tumsausblick nun als ausbalancierter. Im Rahmen der Pressekon­ferenz wurden natürlich auch die jüngsten politischen Spannungen in Frankreich thematisiert. Lagarde betonte jedoch, dass sie Entwicklungen in einzelnen Euroländern nicht kommentiere. Allgemein mahnte die oberste Währungshüterin die Einhaltung der europäischen Fiskalregeln an. Im Falle eines gestörten geldpolitischen Transmissionsprozesses sei die Notenbank hand­lungs­bereit.


EZB betrachtet die Risiken für die Wirtschaft nun als ausbalancierter

Für das kommende Jahr rechnen wir mit einer „Wait-and-See“ Haltung der Notenbank. Aufgrund der verschiedenen fiskalpolitischen Maßnahmen (Verteidigungs-/Infrastrukturinvestitionen) erwarten wir, dass sowohl die deutsche als auch die gesamteuropäische Konjunktur im Jahresverlauf 2026 zunehmend an Schwung gewinnen wird. In diesem Zusammenhang ist davon auszugehen, dass sich die Inflation allmählich von unten kommend der 2%-Zielmarke annähern wird. Gegen Herbst nächsten Jahres dürfte sich damit auch eine Debatte über einen ersten Zinserhöhungsschritt der EZB beleben.



Für 2026 rechnen wir mit einer abwartenden Haltung der EZB