
Im Blickpunkt
Im Blickpunkt
Mögliche Risiken für die Konjunktur und die Finanzmärkte im Jahr 2024
Die globalen Rahmenbedingungen ändern sich manchmal sehr rasch und nicht immer zum Besseren. Die Corona-Pandemie hat das ebenso klar vor Augen geführt wie die jüngsten geopolitischen Krisenherde, sei es der Krieg Russlands gegen die Ukraine oder die militärische Eskalation im Nahen Osten. Derartige Ereignisse zu prognostizieren, ist äußerst schwierig. Unabhängig davon ist es von Bedeutung, mögliche Krisenherde und Risikofaktoren mit größerer Tragweite für die Weltwirtschaft im Auge zu behalten.
Potenzielle Krisenherde und Risikofaktoren im Auge behalten
An erster Stelle ist die Geopolitik zu nennen: Der Krieg zwischen Israel und der Hamas geht in seiner politischen Tragweite deutlich über frühere Auseinandersetzungen beider Seiten hinaus. Das größte militärische, aber auch das größte ökonomische Risiko läge in einem Kriegseintritt Irans. Es müsste mit massiveren Lieferengpässen bei Rohöl und Flüssiggas (LNG) gerechnet werden. Stark steigende Weltmarktpreise und ein neuer Inflationsschub wären die Folge. Gleichzeitig nähme das Risiko von Terroranschlägen in der Welt zu, mit negativen Auswirkungen auf den privaten Konsum und damit die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. In diesem Zusammenhang würden die Staatsanleihen wohl als sicherer Hafen gesucht werden.
Risiko 1: Eintritt des Irans im Nahostkonflikt wäre mit stark steigenden Rohölpreisen verbunden
Auch vonseiten eines Zinsanstiegs der US-Treasuries könnte es zu zwischenzeitlichen Verwerfungen an den Finanzmärkten kommen. Denn die Schuldenquote der USA ist rasant angestiegen, während gleichzeitig die Nachfrage nach US-Staatsanleihen seitens offizieller Investoren deutlich gefallen ist. Setzt sich dieser Trend fort, könnte sich das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage verschärfen und sich in weiter steigenden beziehungsweise strukturell höheren Renditen niederschlagen. In den USA würde dies, bei gleichzeitig anhaltend hohen Staatsdefiziten, die Angst vor einer möglichen fiskalpolitischen Krise verschärfen. Damit könnte nicht nur die Schuldentragfähigkeit der USA infrage gestellt werden. Denn ein weiterer Zinsanstieg in den USA würde nicht spurlos an anderen Staaten vorbeigehen, sodass auch hierzulande zum Beispiel mit höheren Zinsen zu rechnen wäre.
Risiko 2: Deutlicher Zinsanstieg an den US-Staatsanleihemärkten
Offizielle Investoren könnten sich verstärkt mit Anleihekäufen zurückhalten
Auch von politischer Seite könnten von den USA Unwägbarkeiten für die Weltwirtschaft ausgehen: Aktuell werden dem ehemaligen Präsidenten Trump gute Chancen eingeräumt, als Kandidat für die Republikanische Partei ins Rennen zu gehen. Sollte er tatsächlich gewinnen und im Januar 2025 als Staatsoberhaupt vereidigt werden, dürfte dieses Ereignis seine Schatten vorauswerfen: Zu rechnen wäre mit einer guten Portion Verunsicherung – gerade mit Blick auf die Beziehungen der USA zu China und Europa sowie hinsichtlich der US-Unterstützung der Ukraine gegenüber Russland. Auch müssten wohl neue Handelsstreitigkeiten und damit einhergehende Belastungen für die globale wirtschaftliche Entwicklung einkalkuliert werden. Doch auch unter der Biden-Regierung waren Verstimmungen in Handelsfragen zu beobachten: Mit dem „US Chips and Science Act“ sowie Exportverboten für Computer-Chips und entsprechende Produktionsmittel nach China haben die Spannungen sogar noch zugenommen. Auf chinesischer Seite wurden zuletzt wichtige Rohstoffe auf eine Liste gesetzt, für deren Ausfuhr Exportlizenzen benötigt werden. Solange Lizenzen erteilt werden, ist das unproblematisch. Allerdings sind die Lizenzerfordernisse ein Instrument, mit dem der Export schnell wirksam begrenzt werden kann. Starke Exporteinschränkungen könnten zu Lieferkettenproblemen und weltweit steigenden Preisen führen.
Risiko 3: Gelingt Donald Trump im Winter 2024/25 das Comeback?
Risiko 4: Handelsstreitigkeiten und Protektionismus nehmen zu