Im Blickpunkt

Im Blickpunkt

US-Konjunktur befindet sich in einer Phase moderateren Wachstums

Das Wirtschaftswachstum in den USA fiel insbesondere in der zweiten Jahres­hälfte 2023 kräftig aus. Am 25. April stehen nun die Zahlen zum Bruttoinlands­produkt vom ersten Quartal 2024 zur Veröffentlichung an. Be­sonders die überraschend guten Arbeitsmarktdaten sprechen dafür, dass sich die Wirt­schaft robust gehalten hat. So stieg die Zahl der Beschäftigungs­verhält­nisse im März gegenüber dem Vormonat mit 303.000 Stellen sogar noch etwas stärker an als im Februar.

 




Arbeitsmarkt ist weiterhin eine wichtige Stütze für die Wirtschaft


Der Blick allein auf die Beschäftigung greift jedoch zu kurz. Andere Indikatoren zeichnen ein deutlich gemischteres Bild: Die Stimmung der Dienst­leistungs­ unternehmen ist laut der Umfrage des Institute for Supply Management (ISM) weiterhin gedämpft. Und im verarbeitenden Gewerbe bewegte sich der Ein­kaufs­managerindex zuletzt nur knapp im neutralen Bereich. Für eine Fort­setzung der zuletzt starken Konjunkturentwicklung sind diese Werte viel zu schwach. Auch unter den Konsumenten dürfte sich in den kommenden Monaten mehr Skepsis breitmachen, zumal die Inflation zuletzt wieder leicht nach oben tendierte.



Stimmungsindikatoren sind dagegen gedämpft


So kletterte die Jahresteuerungsrate von 3,2% im Februar auf 3,5% im März. Hauptverantwortlich dafür war vor allem der deutliche Anstieg der Energiepreise als Folge des höheren Weltmarkpreises für Rohöl in den letzten Wochen. In­zwischen sind Energiegüter und -dienstleistungen wieder teurer als im Vor­jahreszeitraum. Dadurch schieben die Energiepreise die Inflation an, anstatt sie wie in den letzten zwölf Monaten zu bremsen. Dagegen blieb die Kernin­flations­rate im Vergleich zum Vormonat unverändert bei 3,8% (J/J). Besonders bei industriellen Gütern ist der Preisdruck derzeit schwach.



US-Inflationsrate stieg im März leicht an




Neben der noch immer erhöhten Inflation sind derzeit vor allem die hohen Zin­sen ein Belastungsfaktor für die Konjunktur. Denn sie verteuern für Verbraucher zum Beispiel die Finanzierung eines neuen Autos oder einer Immobilie. Für das zurückliegende erste Quartal rechnen wir daher nur mit einem moderaten Wirt­schaftswachstum von annualisiert 2% und im laufenden zweiten Quartal mit einer weiteren Wachstumsverlangsamung.



Hohe Zinsen als konjunktureller Belastungsfaktor

Erst ab der Jahresmitte dürfte die Wirtschaft wieder mehr Schwung aufnehmen, wenn die US-Notenbank mit einer ersten Zinssenkung für etwas Erleichterung sorgt. Ein erster kleiner Zinsschritt nach unten dürfte aber frühestens im Juni erfolgen. Wie sich die Konjunktur ab 2025 entwickeln wird, ist stark ab­hängig davon, wer ab Januar im Oval Office sitzt. In unserem derzeitigen Konjunkturbild gehen wir davon aus, dass es Joe Biden sein wird. Er dürfte seinen wirtschafts­politischen Kurs fortsetzen und die Ausgaben für Soziales und den Klimaschutz erhöhen. Dafür würde er wohl die Steuern für Konzerne und Besserverdiener anheben. Die Konjunktur dürfte in diesem Falle solide wachs­en. Unter einem Präsidenten Trump wären dagegen niedrigere Steuern und neue Zollstreitig­keiten zu erwarten. Während Steuersenkungen die US-Wirtschaft stärken könnten, bergen neue Zölle die Gefahr eines neuen Infla­tions­schubes. Im Trump-Szenario würde das Wirtschaftswachstum daher wohl zunächst stärker, auf mittlere Sicht aber schwächer ausfallen als im Falle einer zweiten Amtszeit Bidens.



Wirtschaft sollte erst ab der Jahresmitte wieder mehr Fahrt aufnehmen